Bierkeller im Gertrudenberg
In Osnabrück durfte bis ins 19. Jahrhundert jeder Bürger in seinem Haus
das zu seinem eigenen Gebrauch erforderliche Bier brauen. Diejenigen
Bierbrauer, die Bier für den Verkauf herstellten, standen jedoch unter
besonderer Aufsicht des Rates der Stadt Osnabrück. Das Bier dieser
gewerblichen Brauer durfte nur innerhalb der Stadtmauer gebraut werden.
So befanden sich zahlreiche Brauereien in Nähe und am Hopfenmarkt
(im Bereich der heutigen Redlingerstraße und der Straße „Kamp“.)
Drei dieser Brauereien lagerten ihr Bier außerhalb der Stadtmauern in einem
Höhlen-System im Gertrudenberg ein. Dort herrscht ganzjährig eine gleich-
bleibende Temperatur von 8 Grad C.
1832 pachtete der Bierbrauer Johann Gerhard Heilmann vom damaligen
Besitzer der Höhlen, der Stadt Osnabrück, den mittleren westlichen Teil der Gertrudenberger Höhle.
Die Brauerei befand sich in der Herrenteichstraße 18; 1875 wurde die Bier-
produktion eingestellt. Bevor weitere Brauer das Höhlensystem für die Bier-
lagerung nutzen konnten, ließ die Stadt Osnabrück im Juni 1852 von dem
Bergeleven Hollenberg die Höhle vermessen und einen Grundriss des
„Gertrudenberger Loches“ anfertigen. Ab 1853 lagerte die Brauerei
Berckemeyer & Schultze, später als Brauerei Gustaf A. Schultze weiter-
geführt, ihr Bier im nordnordwestlichen Bereich des Höhlensystems. Die Brauerei befand sich am Markt 26/27. Ebenfalls ab 1853 lagerte die im
Hause Kamp 6 befindliche Brauerei von Martin Richter im mittleren östlichen
und südlichen Bereich der Höhle ihr Bier. 1866 verlegte die Brauerei Richter ihren Betrieb auf den Gertrudenberg, errichtete mehrere Brauereigebäude
und vergrößerte die unterirdischen Hohlräume zum Zwecke der Bierlagerung - die „Gertrudenberger Dampfbierbrauerei Martin Richter „ wurde gegründet. Martin Richter verstarb im selben Jahr und die Dampfbierbrauerei geriet in Konkurs. Die „Gertrudenberger Brauerei“ übernahm den Betrieb, löste sich nach wenigen Jahren aber wieder auf.
1899 kaufte August Schneider die Brauerei, die ab 1912 unter dem Namen
„Bürgerliches Brauhaus GmbH“bis 1928 weitergeführt wurde. Das Bier wurde
im Volksmund „Herz-Jesu-Bier“ genannt.